Aus der Heimat für die Heimat

Zwanglose Blätter für Heimatkunde und Heimatpflege.
Ein Beiblatt zum Burgstädter Anzeiger und Tageblatt (Amtsblatt).

Im Mai 1910 erschien die 1. Ausgabe dieses Beiblattes. Dem Herausgeber, Artur Beil - Oberlehrer in Taura, lag die Aufarbeitung der geschichtliche Entwicklung der engeren Heimat offensichtlich sehr am Herzen, was sich besonders im ersten Artikel und in der mehr als 25-jährigen Publikation dieser Beilage dokumentiert. Er weist auch auf den Umstand hin, daß derartige Projekte nur mit der Hilfe vieler Interessierte zu realisieren sind. Das trifft auch auf diese Seiten zu. Ich bitte deshalb um rege Beteiligung.

Was wir wollen!

Quelle: "Aus der Heimat für die Heimat" Nummer 1, 1910, Ein Beiblatt zum Burgstädter Anzeiger und Tageblatt (Amtsblatt)

An der Heimat hängt doch alles, dahin drängt all unser Denken und Sehnen! Tausend feine Fäden verknüpfen uns mit ihr. Seit unser Auge zum ersten Male sich dem Tageslichte öffnete, sind durch dieses Tor Unmassen von Wahrnehmungen in die Seele eingezogen, haben sich diese Eindrücke zu Vorstellungen verknüpft, die unser Denken, unsre Gefühlswelt beeinflußten. Wie elend fühlt sich der Mensch, der zum ersten Male von ihr getrennt wird, den zwingende Verhältnisse in die Ferne treiben. Gleich dem Blatte, das der Wind vom Baume weht, fühlt er sich verlassen, vereinsamt, der heimischen Sinnenwelt beraubt. Nur langsam verknüpft sich seine Vorstellungswelt mit der neuen Umgebung. Immer und immer wieder begrüßt er den der gleichen Scholle Entstammenden - und sei er ihm noch so fremd - als lieben Freund, fühlt er sich ihm vereint in der Liebe zur gleichen Heimat.

Wir freilich, die wir noch mitten in dem uns heimischen Kreise stehen, sind meist nicht klar über diese Beziehungen, gehen achtlos an den Dingen vorüber, die wir tausend Mal sahen, denken gar nicht über ihre Entstehung und Bedeutung als Zeugen einer Kulturwelt nach, die uns der Fleiß und die Tätigkeit unsrer Vorfahren unter tausend Mühsalen schuf, die die Eigenart unsrer Scholle in Tier- und Pflanzenwelt hervorrief. Hier wollen unsre Bestrebungen einsetzen! Einführen wollen sie in die geschichtliche Entwicklung unsrer engern Heimat, bekanntmachen mit Sage und Gebrauch in Feld und Flur, hinweisen auf eigentümliches Sprachgut unsrer Pflege in Volkslied und Redensart, klarlegen, welche Eigenart unsre Geräte, unsre überkommene Bauweise an sich haben. Durch solche Heimatkunde hoffen sie, die Liebe zur Heimat zu vertiefen, die sinnige Betrachtung herbeizuführen, die schützend die Hand breitet über ehrwürdiges Überkommenes, die aber auch bereit ist, dieses Erbgut vor Verfall zu schützen.

Wie soll nun dieses schöne Ziel erreicht werden? Nicht durch kaltes Belehren, durch Allesbesserwissen wollen, durch die Tätigkeit eines einzelnen. Nein, unser Leserkreis hat Tausende von Augen, die beobachten und sammeln, Tausende von Hände, die niederschreiben können, was in der Heimat ihr Interesse erregte, was ihr Herz bewegte, worüber sie in Hinsicht unsres Planes Auskunft begehren. Andre werden bereit sein, ihnen Auskunft zu geben. Wir sind sicher, hier eine Saite anzuschlagen, deren Ton in vieler Herzen Widerhall finden, daß sich aber auch manche schüchterne Kraft hervorwagen wird, der wir hier Gelegenheit bieten, das von ihr Gefundene an das Licht der Öffentlichkeit zu bringen, die so erstarken und zu kühnerem Fluge die Schwingen regen wird. Wenn aber dann und wann ein Artikel sich finden sollte, der in strenger Sachlichkeit sich wissenschaftliche Form aneignet, so diene zu dessen Begründung, daß er zu selbständigem Nachprüfen und Weiterarbeiten veranlassen soll. Alles in allem, unsre Aufgabe wird sich nur dann lösen lassen, wenn der Leserkreis dieses Blattes sich lebhaft beteiligt. Also frisch ans Werk! Wer hilft?

Aus der Heimat für die Heimat!

Der Verlag. Der Herausgeber



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